Balkonsolaranlagen als Beitrag zur Energiewende

Der Klimaarbeitskreis Lauda-Königshofen organisierte im Josefshaus in Gerlachsheim eine Vortragsveranstaltung zum Thema Balkonsolarmodule. Vor 59 Besuchern referierten Martina Appel und Armin Hambrecht vom Klimaarbeitskreis Lauda-Königshofen alles Wissenswerte zum Thema.

Zu Beginn verdeutlichte Martina Appel, wie sich der erhöhte Treibhausgasausstoß in Baden-Württemberg auf die Wärmebilanz auswirkt, wie die Anzahl der Abweichungen in den wärmeren Bereich dramatisch steigt. In Bezug auf den neuesten Bericht des Weltklimarates und der darin dargestellten Temperaturanstiegszenarios nahm die Referentin auf die Aussage Hans Joachim Schellnhubers vom Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung über den Unterschied zwischen 2 und 4 °C Klimaerwärmung Bezug: „Dazwischen liegt der Erhalt der menschlichen Zivilisation“.

„Jedes Kilogramm CO2-Vermeidung zählt und jeder der 20 Millionen Balkonbesitzer in Deutschland kann dazu beitragen“, leitete Appel zum zweiten Teil des Vortrags über. In Deutschland könnten 20 Gigawatt an Solarmodulen installiert werden, das entspräche einer Leistung von ca. 100 Freiflächenanlagen. Durch den Eigenverbrauch des Stroms könnten die Stromrechnungen in Privathaushalten um 7 Milliarden € pro Jahr verringert werden, so Appel weiter.

„Eigentlich wäre alles ganz einfach. Betriebsfertige Balkonsolaranlage kaufen, Schuko- Stecker in die Steckdose stecken, selbsterzeugten Strom verbrauchen. Wenn wir jetzt in den Niederlanden, der Schweiz oder in Österreich wären, könnte der Vortrag hier enden“,  führte Armin Hambrecht in den bürokratischen Teil des Abends ein. In Deutschland habe es neun Jahre von der EU-Richtlinie bis zu einer Norm im Jahre 2018 gedauert. Herausgekommen sei eher eine „Verhinderungsnorm“ anstatt einer Regelung, die den Einsatz dieser sinnvollen Technik fördert. Deshalb habe der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V. (VDE) auch auf Initiative der Bundesnetzagentur im Frühjahr 2023 einen neuen Normenentwurf vorgestellt. Gleichzeitig habe das Bundeswirtschaftsministerium in seiner neuen Solarstrategie das Thema Balkonkraftwerke detailliert bearbeitet und alle Gesetzesänderungen aufgelistet, die für einen Hochlauf der Technik notwendig wären. Zusätzlich habe der Verband der Balkonkraftwerksbetreiber e.V. eine Petition in den Bundestag eingereicht, die angenommen und von über 100.000 Personen unterzeichnet wurde, erläuterte Hambrecht.

Im Laufe des Jahres 2023 wird es deshalb Vereinfachungen für den Betrieb von Balkonkraftwerken geben. Bislang galten 600 Watt Wechselrichterausgangsleistung in Deutschland als Obergrenze für ein Balkonkraftwerk, dieser Wert soll auf 800 Watt angehoben werden.

„Balkonkraftwerke dürfen an jedem Zählertyp verwendet werden, bis im Rahmen des neuen Smart Meter Rollouts die Zähler getauscht werden. Das bedeutet auch, dass die Zähler im Rahmen dieser Grenze rückwärtslaufen können und die Verbraucher nicht warten müssen, bis ein Wechsel des Stromzählers erfolgt oder gar ein Smart Meter eingebaut wird“, so Hambrecht.

Weiter führte Hambrecht aus, dass die Anmeldung und Inbetriebsetzung  vereinfacht werden sollen. So solle es künftig nur noch nötig sein, die Anlage bei der Bundesnetzagentur an- oder abzumelden sowie Änderungen am Mini-Stromerzeuger mitzuteilen. Um eine flächendeckende Verwendung der Mini-Stromerzeuger zu ermöglichen, spricht sich auch der VDE dafür aus, den Schuko-Stecker für die Einspeisung bis zu einer Gesamtleistung von 800 Watt zu dulden.

Anhand von Lastprofilen zeigte Hambrecht auf, welche Anlagenleistung für welchen Haushalt sinnvoll ist. So seien jetzt schon Anlagen erhältlich, die aktuelle und zukünftige Bedarfe abdecken könnten. In manchen Städten und Landkreisen oder auch von Stromlieferanten würden Balkonsolarmodule bezuschusst, die Bundesregierung habe den Mehrwertsteuersatz für Balkonsolarmodule auf 0% festgesetzt.

Im Anschluss zeigte Martina Appel die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen auf und verwies auf die kurze Amortisationszeit und lange Nutzungsdauer eines Balkonkraftwerks. Abschließend zeigte Armin Hambrecht viele Beispielinstallationen nicht nur für den Balkon, sondern auch als Überdachung, im Garten und auf Nebengelassen.

Die detaillierten Folien des Vortrags sind auf der Homepage des Klimaarbeitskreises unter www.Klimaarbeitskreis-LK.de zu finden. Am 23. Juni findet der inhaltsgleiche Vortrag in Zusammenarbeit mit dem Klimastammtisch Weikersheim im dortigen Rathaus statt.